Eröffnung und „Danke, Deutsche Bahn“

Heute war Eröffnung. Das 4. Hellwach-Festival des Helios Theaters. Nur die deutsche Bahn wusste scheinbar nichts davon. Da verschwinde ich absichtlich eine Stunde früher aus dem „Brecht lesen“ Seminar, und was passiert: Alle Züge Richtung Hamm, sogar die ICE’s, hatten Verspätung. Erst später erfuhr ich, warum die Bahn auf sich warten ließ. Nicht wegen hoher Streckenauslastung, diese „Huch da ist ein Zug auf den Gleisen“ Ausrede, sondern um mich zu schützen. Vor der Rede von Provinznest-Bürgermeisterin Wäsche in schmuckem Drei-Teiler-Anzug.  Zwar verpasste ich dank der Deutschen Bahn auch den Beginn der Rede von Bettina Milz, aber das war weit weniger schlimm als sich das Gewäsch der Frau W. anhören zu müssen. Danke, Deutsche Bahn!

Reden von Bettina Milz und Dr. Hans-Joachim Wagner

Am Ende ihrer kurzen Rede ging Bettina Milz, Referatsleiterin in der NRW-Staatskanzlei für Theater und Musik  auf die Synergien der regionalen Kulturförderung ein. In der Tat ist sie ein probates Mittel geworden, um regional für eine dezentrale Struktur von Kulturvermittlung zu sorgen. Aus der Landessicht vor allem deshalb ein Erfolg, weil es, so Milz, einen „geschliffenen Diamanten“ wie das Helios-Theater ?produziert? hat. Bleibt abzuwarten, was der neue Masterplan Kultur des RVR für Diamanten schleift.

Hans-Joachim Wagner von der Kunststiftung NRW lobte die herausragende Stellung des Helios-Theaters als „künstlerisch ambitioniert“. Auch die Vernetzungsarbeit auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene sieht er als ein Grund, warum das Theater im Bereich des KJT an der Spitze der Förderung durch die Kulturstiftung NRW steht. Dies werde man „weiterhin stärken“. Ein Versprechen, das Frau Wäsche im letzten Jahr dem Theater auch noch gab – und dann in diesem Jahr ein Viertel des Etats mit kürzte. Das Versprechen der Kunststiftung schien ein ernstes zu sein – ungewöhnlich und überraschend hart und ehrlich ging der Fachbereichsleiter Musik/Darstellende Künste danach auf die Kürzungen am Helios-Theater ein. „Es kann nicht sein“ – dieser Satz ist in seiner Mittelmäßigkeit zwar einzigartig, in seiner klaren Unschärfe zwischen „Es darf nicht sein“ und „Es muss nicht sein“ ein Ausspruch von jemanden, der das dümmliche Verhalten des Andern, hier der Stadtführung, nicht begreifen, weder gutheißen noch ungesagt vorbeiziehen lassen will. Die Verantwortung liegt mit bei der Kommune – schrieb Wagner der Stadt ins Stammbuch. Da wirkte der übertriebene Applaus von Ulrich Weißenberg, Fachbereichsleiter Kultur in Hamm kurz vorher zur Förderung durch die Kulturstiftung wie die Freude eines kleinen Äffchens im Zoo, dem der liebe Mensch zwischendurch mal eine Erdnuß zuwirft. P.S. Es tut mir leid, liebes Äffchen, für diesen Vergleich!

Zum Abschluss: Barbara Kölling

Auch Kölling ging nochmals als künstlerische Leitung auf die Netzwerkarbeit und die Geschichte des Festivals „hellwach“ als regionales Projekt ein. Es mache sie „gemeinsam stolz“ mit den Netzwerkpartnern, bereits zum vierten Mal dieses Festival auszurichten. Aber sie zeigte sich bitter enttäuscht von der Stadtregierung einerseits und klar bestärkt von den Menschen in der Stadt andererseits. Sie ließ offen, wie genau ein „Wir machen weiter“ in dieser Stadt aussehen kann.

Ich mache weiter mit diesem Blog. Im Laufe des Tages kommt der erste Bericht zur Aufführung von „Wasserstaub“ – die erste deutsche Erstaufführung und ein schönes Stück, das den Spannungsraum Kinder/Jugend/ErwachsenSein/Mensch eröffnet hat. Und um 10:40 fahre ich Richtung Selm, um mir das „Erbs und Bohn-Duell“ anzusehen!

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